An Identitätspolitik wird oft kritisiert, dass es dabei mehr darauf ankäme, wer etwas sagt, als was gesagt wird. Identitätspolitik gefährde deshalb die universelle Vernunft und führe zu Partikularismus, Relativismus und in der Folge zu reiner Machtpolitik. In meiner aktuellen Arbeit setze ich mich mit diesem Einwand eines “positionalen Fundamentalismus” auseinander und versöhne zwei aus den ersten Blick widersprüchliche Behauptungen: dass die Standpunkte von diskriminierten Minderheiten privilegiert werden sollten, um die Demokratie weiter zu demokratisieren, und dass solche Standpunkte auf intersubjektiver und universeller Vernunft beruhen.

Um zu demokratisieren muss sich Identitätspolitik allerdings meist gegen epistemische Blockaden in hegemonialen Diskursen durchsetzen, durch die vernünftige Argumente abgeblockt werden. Deshalb sind nicht-diskursive Formen der Machtpolitik (Proteste, “Canceln”, Blockaden, Störungen) ein oft notwendiger Teil von Identitätspolitik. Das wirft komplizierte Fragen bezüglich des Verhältnisses ovn Macht und Vernunft in der Demokratie auf. Zu ihrer Beantwortung schlage ich vor, Demokratisierung durch Identitätspolitik als ein Oszillieren zwischen diesen beiden Polen - Macht und Vernunft, Partikularismus und Universalismus - zu verstehen.

Nun sind zwei kleine Blogartikel mit zentralen Gedanken aus meiner aktuellen Arbeit zu diesen Problemen veröffentlicht. Ein sehr kurzer deutscher Text bei Rise Jugendkulrut und ein ein wenig längerer englischer beim Illiberalism Studies Program. Ein längerer Fachartikel zu diesen Themen folgt bald.

Partikularismus und Universalismus in der Migrationsgesellschaft. Positionaler Fundamentalismus oder demokratische Identitätspolitik?

https://rise-jugendkultur.de/artikel/partikularismus-und-universalismus-in-der-migrationsgesellschaft/
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Epistemic Troubles: Identity Politics Between Particularism and Universalism

https://www.illiberalism.org/epistemic-troubles-identity-politics-between-particularism-and-universalism/
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